Gefangener im Eigenen Verstand

„Reizüberflutet und doch unterstimuliert?“

Ich weiß einfach nicht, wohin mit mir…
Madrid mit ihren Massen, dem Lärm, dem Konsum und der Lautstärke; es erschlägt mich. All die Leute, all die Geschäfte, die Restaurants. Kein Ort ohne Reiz. Selbst der Park – eigentlich ein Ort der Stille, der Mutter Natur gehört – wird vom Chaos regiert. Menschenmassen. Enge. Unwillkürliche Schockstarre.

Seit Wochen, seit dem ersten Tag in dieser Stadt, schleppe ich diesen Rucksack mit mir herum, der sich langsam, stetig immer mehr mit Last, Schuld und Unbehagen füllt.
Das Gewicht zerrt an jeder Faser, jeder Sehne meines Körpers; kostet mich unendlich viel Kraft.

Mein Verstand, meine Gedanken haben die Kontrolle übernommen. Überschatten mein Erleben des Lebens mit einem grässlich grauen Filter. Der Lärm, die Stimmen des Außen, sie haben sich über alles gelegt, was ich tue. Übertönen mit diesem nervtötend unterschwelligen Brummen alles Schöne, all die Freude, die zwar zum Greifen nah scheint, aber so fernbleibt.

Ich kann den süßen Klang der Melodie des Lebens durch das Brüllen meiner Gedanken nicht hören. Sehe die bunte Vielfalt des regen Treibens nicht, denn der Schleier meiner eigenen Unzufriedenheit legt sich, wie ein zäher Kaugummi an einem heißen Sommertag, klebrig über meine Seele.

Ich fühle den Druck meiner Negativität auf meiner Brust lasten. Erkenne den Schmerz, dessen Verursacher mir im eigenen Spiegelbild begegnet.
Mein Alter Ego, das sich mit all den alten Muster, Triggern und Ängsten wie eine zu enge Haut um meinen Körper legt.

Mir dabei die Luft zum Atmen raubt.

Ich weiß, dass ich selbst schuld an diesem Dilemma trage, und doch kann ich – mit den Fähigkeiten, die ich derzeit zur Verfügung habe – nicht aus meinen Mustern ausbrechen.
Ich wüsste zwar, welche Dinge mir Abhilfe verschaffen würden, wenn auch nur für einen Moment der Stille. Einen Moment, in dem meine weinende Seele kurz aufatmen könnte.

Nur stehe ich mir selbst im Weg – bin mir mein größter Feind.

Es ist, als wäre ich der Gefangene meines eigenen Verstandes, auch wenn ich den Schlüssel zu meiner Freiheit in den Händen halte. Nur fehlt mir die Kraft, die Energie, den Schlüssel ins Schloss zu stecken und ihn zu drehen, um freizukommen.

Den Weg kenne ich lägst. Kenne die Tools, die mich aus dem Schlamm der Hilflosigkeit ziehen könnten, aber meine Arme sind schlaff. Kraftlos. Nutzlos.

Alles, was ich habe, all meine Energie, fließt in genau eine Richtung: Überleben.

Es reicht gerade einmal zur bloßen Existenz im Niemandsland meiner inneren Welt. Ich habe mich im Labyrinth meiner Gedanken verloren, obwohl ich den Ausgang kenne – eine Absurdität, die in ihrer Paradoxie kaum zu übertreffen ist.

Mir bleibt mir nichts als die stille Hoffnung, dass auch dieser Sturm bald vorbeigezogen sein mag. Denn wie all die Male zuvor, kommt auch nach dieser Dunkelheit, das Licht.

Ich weiß, es ist nur eine Phase; etwas, das vorbeizieht. Einen stärker macht. Doch wenn man gerade mittendrin steckt, ist es einfach schwer zu akzeptieren, dass es für alles einen bestimmten Grund gibt.

Welcher auch immer das sein möge.

Das findet man doch immer erst dann heraus, wenn die Zeit reif ist. Und das wird sie sein!

Genau dann, wenn man es am wenigsten erwartet.

Genau dann, wenn man dazu bereit ist.

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Wenn die eigene Mutter eine Fremde ist